Unsere Reisen nach Rumänien
Irgendwann las ich ein spannendes Buch über Menschen, die Bibeln hinter den eisernen Vorhang brachten und dadurch viele wunderbare Erfahrungen mit Gott machten. Es faszinierte mich und war sehr nachahmenswert. Dass dieser Zeitpunkt auch für mich kommen würde, in ähnlicher Weise zu handeln, wusste ich beim Lesen noch nicht. Aber das Buch war eine wunderbare Vorbereitung auf die Arbeit, die in den nächsten Jahren auf mich zukam. Es zeigte mir so deutlich, dass Gott den Menschen, die er in eine bestimmte Aufgabe ruft, auch mit dem nötigen Handwerkszeug ausrüstet.

Und so fuhren wir eines Tages, meine Freunde und meine beiden Kinder, Nadja und Melanie, damals vier und acht Jahre alt, die knapp 2.500 km in ihr Heimatdorf. Ich weiß bis heute nicht, woher ich die Kraft bekommen hatte, dieses durchzustehen. Im damals kommunistischen System war es wirklich keine Kleinigkeit, mit verschiedenen Gütern, wenn es auch beim ersten Mal nur kleinere Mengen waren, in dieses Land unbeschadet hineinzukommen. Die ganze nervliche Anspannung durch die lange Fahrt war sehr aufreibend. Der Wagen war bis an die Grenze seiner Tragfähigkeit bis oben hin voll geladen. So konnten wir nur max. 80 Std./km fahren, und die Straßen wurden immer schlechter. Meine Freundin hatte nun genügend Zeit, mir auf der Fahrt all die Tücken und Besonderheiten Rumäniens zu erzählen. Aber als wir dann nach Stunden die Grenze zwischen Ungarn und Rumänien hinter uns ließen und durchs Landesinnere fuhren, wurde das Erzählte zum Albtraum: zerstörte Straßen, ungesicherte zerstörte Brücken. Die Weiterfahrt war einmal nur durch das Flußbett möglich. Aber wer sagt mir, wie tief das Wasser ist.
Ich muss gestehen, dass ich bei der ersten Fahrt einfach Angst hatte. Angst, dass wir irgendwo stehen blieben. Es war mitten in der Nacht. Angst vor den Bären, von denen es etliche gab. Und tatsächlich lief ein großer Bär eines Nachts direkt vor unserem Auto über die Straße. Angst vor den Wölfen. Manchmal blitzten ihre Augen vor uns auf. Und dann Angst natürlich um die Kinder, dass irgendetwas passieren könnte. 1.000 Gründe gab es, Angst zu haben, denn alles war neu und unbekannt. Aber als dann nach dieser ersten Nacht der Tag anbrach, und wir irgendwann bei Sonnenschein alles betrachten konnten, ging es mir schon viel besser, und schließlich fühlte ich mich so wohl bei unserer Gastfamilie, dass alle Beschwernis bald vergessen war.

Die Not und das Leid, welches wir nun hautnah erlebten, ermutigte mich, in den kommenden Jahren Hilfsgütertransporte zu planen, und Gott half uns sehr dabei, sie zu organisieren und durchzuführen. Über Aufrufe in der Zeitung bekamen wir Spenden. Immer waren im letzten Moment das passende Auto, die Papiere, etc. verfügbar. Alles klappte vorzüglich. Eine junge Frau aus der Gemeinde war von unseren Aktionen so angetan, dass sie freudig mitmachte und auf den folgenden Fahrten immer dabei war. Die nötigen finanziellen Mittel bekamen wir auch und die entsprechende Kraft und das Vermögen, alles hinüberzubringen.
Dort, in Rumänien, verteilten wir dann in mehreren Orten all die guten Gaben: Mehl, Öl, Margarine, Nudeln, Brühe, Käse, Bananen, Zitronen usw., auch Kleidung und Spielsachen. Wie viele strahlende Gesichter haben wir da gesehen. Es ist unglaublich, wie sich Menschen über einfache Dinge freuen können, die bei uns so selbstverständlich geworden sind. Es war eine wunderbare Arbeit, und ich bin Gott heute noch dankbar für diese schöne Zeit. Ja, sie hat mein Leben sehr geprägt, und ich denke immer gern daran zurück.

An der Grenze
Auch an der Grenze erlebten wir immer wieder Gottes Eingreifen und Handeln und waren oft erstaunt, wie er alles wieder geregelt hatte.
Einen besonderen Grenzaufenthalt möchte ich erzählen. Damals hatten wir einen kleinen LKW, bis 7,5 t darf ich ja selbst fahren. Der Sohn meiner Freundin war auch dabei. So beherrschte wenigstens einer die rumänische Sprache. Als wir auf der rumänischen Seite ankamen, empfing uns eine ausgesprochen unfreundliche Zollbeamtin. Sie fragte nach den Papieren. „Papiere?“ Nein, alles hat sich geändert. „Sie brauchen andere.“ Ganz schlimm war das, und alles Reden half nicht.
Wir mussten auf die Ungarische Seite zurückfahren und sollten von dort aus am Bestimmungsort anrufen, dass von dort jemand mit den entsprechenden Papieren zur Grenze kommt. Dieser Ort, Bacau, war 700 bis 800 km entfernt, auf rumänischen Straßen runde 12 Stunden Fahrt. Das konnte ja heiter werden. Wir verstanden das alles nicht, denn bis jetzt ging immer alles gut. Wir hatten immer die nötigen Unterlagen und, wie immer, auch viel dafür gebetet. Auf der ungarischen Seite angekommen, versuchten wir immer wieder eine Verbindung nach Rumänien zu bekommen, aber vergebens. Da gingen wir zu Fuß noch einmal hinüber auf die rumänische Seite, um von dort aus zu telefonieren, was ja auch viel einfacher war. Beim Telefon im Hauptgebäude blieb ich draußen stehen. Ich konnte ja sowieso nicht viel verstehen oder sagen. Und das war wohl unser Glück. Einige Schritte von mir entfernt sprachen gerade zwei Männer in Deutsch mit einem großen, freundlichen Beamten, deuteten auf die unfreundliche Zollbeamtin, die auch uns abgefertigt hatte, und sprachen von nicht vorhandenen Papiere etc. Der Beamte lächelte und meinte nur: „Kein Problem. Ja, Frauen!“ Meine Ohren wurden immer größer, ein Stoßgebet zum Himmel, und in dem Moment, wo der nette Beamte an mir vorbei gehen musste, flehte ich ihn fast auf Knien an, dass wir auch solche Probleme hätten mit dieser Frau. Und was sagte er? „Kein Problem!“ Wir sollten bis hierher vorfahren, wenn irgendeiner noch Probleme macht, dürfen wir uns auf ihn berufen. Und tatsächlich, keine halbe Stunde später waren wir ohne Schwierigkeiten in Rumänien. Gelobt sei Gott